Symposium
Sommersemester 2015
Betreuung:
Prof. Andreas Müller
Studierende/r:
Alejandra Janus, Lydia Kähni, Victoria Langmann, Sophie Lichtenberg, Jenny Starick, Céline Strolz, Maxim Weirich
Das 1953 von der UNESCO herausgegebene Manual of Travelling Exhibitions ist ein Handbuch zur Organisation von Wanderausstellungen. An Museen und andere öffentliche Institutionen gerichtet gibt es praktische Handlungsanweisungen, wie eine Wanderausstellung zu organisieren und zu gestalten ist. Darin ist eine Grammatik des Ausstellens formuliert, die seinerzeit ein hoch ideologisches Projekt war. Es kombiniert den pädagogischen Impetus der Wanderausstellung, wie er u.a. am Bauhaus entwickelt wurde, mit dem internationalen kulturellen Bildungsanspruch der UNESCO. Das Manual ist insofern ein Manifest einer noch ungebrochenen Moderne der unmittelbaren Nachkriegszeit.
Das Seminar hat zum Ziel, einen ergänzten, aktualisierten, kritischen Kommentar des Manual herauszugeben. Darin sollen einerseits seine historischen Grundlagen aufgezeigt werden, andererseits sollen Fragen zu zeitgenössischem Ausstellungsdesign entwickelt werden. Die Arbeiten der Studierenden nahmen spezifische Elemente des Manual of Travelling Exhibitions als Ausgangspunkt für historische oder formale Recherchen und spekulative Gestaltungsvorschläge. Dabei waren seine Inhalte ebenso bedeutsam wie die immanenten Fehlstellen, die Buchgestaltung oder die fotografische Logik der Abbildungen.
Am 25. Juni 2015 fand in der HfG das Symposium Re-editing the Manual of Travelling Exhibitions statt, das auf drei Themen einging: Die Wanderausstellung als Massenmedium und kulturelles Bildungsinstrument, ihre Anwendung als Propagandawerkzeug im Kalten Krieg, sowie ihre Ursprünge im Format der Kolonialausstellung. Als Referenten eingeladen waren der Designhistoriker und Chefkurator des Vitra Design Museum Jochen Eisenbrand, die Forschungskustodin des Weltkulturen Museums Frankfurt Yvette Mutumba, der Architekturtheoretiker Nader Vossoughian aus New York sowie der Verleger Jan Wenzel aus Leipzig.
Am Beispiel des amerikanischen Designers George Nelson, der zwischen 1957 und 1972 ein halbes Dutzend internationaler Ausstellungen im Auftrag der United States Information Agency organisierte, stellte Jochen Eisenbrand dar, wie die amerikanische Regierung zu Hochzeiten des Kalten Krieges das Medium Ausstellung und die Dienste von Designern nutzte, um über die USA zu informieren und für deren gesellschaftliches und politisches System zu werben. Yvette Mutumba sprach ausgehend von der Ausstellung „Ware&Wissen – or the stories you wouldn’t tell a stranger“ über die Problematiken ethnologischer Displays und die Möglichkeiten gegenwärtiger Neupositionierungen im Kontext von ethnologischen Museen. Nader Vossoughian stellte die Ausstellungspraxis des Wiener Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum vor, das in den 1920er Jahren von Otto Neurath gegründet wurde, und das schon damals Wanderausstellungen als Massenmedium konzipierte. Jan Wenzel reflektierte über die Distribution und Zirkulation von Wissen, Normen und Objekten, die auf unterschiedliche Weise in Büchern und Ausstellungen stattfindet, die im Manual of Travelling Exhibitions zusammenkommen.
Das räumliche Setting des Symposiums wurde von Lydia Kähni und Maxim Weirich entwickelt. Poster, Programmheft und Ausstellungsgrafik kamen von Céline Strolz und Victoria Langmann.
2015
Symposium
Sommersemester
2015
Betreuung:
Prof. Andreas Müller
Studierende/r: